Die Folklore ist eine der großen Erbschätze Sardiniens. Sie ist kein Touristenspektakel, sondern der Ausdruck der Geschichte mit seinen Legenden, Mythen und Traditionen.
Die sardische Tracht zum Beispiel ist in allen Dörfern tatsächlich das "Festtagskleid", das sorgsam behandelt wird, auch wenn es schon betagt sein mag. In der Tracht zeigt sich die Lebendigkeit des Brauchtums. Die Sarden begehen ihre zahlreichen Feste für sich selbst - nicht für die Touristen und nicht ausschliesslich im Sommer.
Auch die Provinz Sassari erlebt Jahr für Jahr eine Reihe beeindruckender und farbenfroher Veranstaltungen. Lieder, Tänze, Klänge und traditionelle Musik, erzählen eine Geschichte einer Identität, die in auch in der feinen Seide und der Rohwolle den sardischen Brauch lebt.
Die Kostüme, die man während der zahlreichen Festen und folkloristischen Veranstaltungen bestaunen kann, sind einzigartig und von Hand bestickt. Das Kleid der Frau besteht aus einem Rock und Unterrock, einem weißen Hemd mit dem Mieder und dem wertvollste Stück, dem Schal. Der Mann kleidet sich mit Gamaschen, Rock mit weißen Schlüpfer, Weste, Hemd und Kappe. Alles verschönert mit handgemachtem Knöpfen, die nur am Tag des Festes verwendet werden.
Frühjahr: Bei Karneval denkt man oft an Köln, Düsseldorf, Mainz, Rio de Janeiro,..u.s.w. .
Auch auf Sardinien wird diese Fest gebührend gefeiert. Sehr bekannt ist das traditionsreiche Reiterfest Sa Sartiglia in Oristano. Atemberaubende Reiterspiele ziehen die Zuschauern in ihren Bann.
Während des Hauptwettkampfes müssen die mit einer Maske versehenen Reiter im Vollgalopp mittels einer Lanze einen sternförmigen Ring aufspießen. Gelingt es den Reitern den Stern aufzuspießen, wird es - nach altem Brauch - ein gutes Jahr werden, denn von der Anzahl der Sterne hängt die Jahresernte ab....
Je mehr, desto besser, d.h. die Geschicklichkeit der Reiter besiegelt das Schicksal des ganzen Städtchens. Einmal auf den Geschmack gekommen, begibt man sich nun zur Hauptstraße. Bis zur Dunkelheit versuchen junge Reiter bei Vollgalopp ihre Standfestigkeit auf den Pferderücken oder auf den Schultern der Mitreiter zu testen. Die Erfolgreichen feiern bis in die Morgenstunden während einige ihren Wunden im örtlichen Krankenhaus pflegen lassen.
Einen Kontrast bietet der Karneval in der Ortschaft Mamoiada. Hier feiert man einen eher dämonischen, düsteren Karneval. An dem Umzug nehmen zwölf mit Tierfellen und Kuhglocken bekleidet Gestalten teil - Mamuthones genannt. Ihre Gesichter verdecken sie mit schaurigen, schwarzen Holzmasken.
Sie sind Verlierer, die zu Leibeigenen wurden. Sie leben in völliger Abhängigkeit von acht Issohadores, die mit leuchtenden rot-weißen traditionellen Kostümen bekleidet sind. Keiner von Ihnen trägt eine Maske oder Kuhglocken.
Sie haben ein Lasso in der Hand, mit dem sie den Mamuthones und Zuschauern auflauern. Wer aus der "Sklaverei" befreit werden will, muss in der nächsten Bar eine Runde ausgeben...
Nebst dieser Traditionen werden in vielen kleinen Gemeinden zum Teil große, humorvoll und prachtvoll geschmückte Karnevalsumzüge organisier - so auch hier in Valledoria oder im 40 km entfernten Tempio. Der Karneval Tempiese zieht mehre Tausend Besucher in seinen Bann. 5 Tage verwandelt sich diese Kleinstadt in eine "Mini-Rio".
Sardinien begrüßt seine Gäste zur Osterzeit in seinem schönsten Blütenkostüm, das die Luft mit tausenden Düften erfüllt.
In Valledoria und Umgebung wird das Osterfest mit traditionellen Prozessionen begangen.
Von großer Bedeutung ist das Fest "Lunissanti" am Montag der Karwoche in Castelsardo (mit Gesängen aus gregorianischem Liedgut).
Zugleich zieht Alghero seine Gäste mit der sardisch-katalanischen Osterwoche in seinen Bann.
Am vorletzten Sonntag des Monats Mai verwandelt sich die Provinzhauptstadt Sassari in eine riesige Theaterbühne. Sie ist für einen Tag Schauplatz der Cavalcata Sarda, einem Reiterfest, an dem mehr als 3.000 Personen in traditionellen Kostümen aus allen Provinzen Sardiniens teilnehmen. Das Fest teilt sich in drei große Momente: der mehrstündige Umzug der Trachten am Vormittag, das aufregende Pferderennen (il Palio) am Nachmittag und die traditionellen Gesänge und Tänze bei Sonnenuntergang. Der Tag der Cavalcata ist ein tiefer Sprung in die Vergangenheit einer geheimnisvollen und bezaubernden Insel. Ferner werden Ende Mai/Anfang Juni für alle (Einheimische und Gäste) in zahlreichen Ortschaften gemeinsame Essen mit sardischen Spezialitäten unter freiem Himmel zur Ehrerbietung an Ihre Schutzheiligen organisiert.
Sommer: Tempio beehrt im Juli seine Besucher mit der Internationalen Folkorewoche und Pozzomaggiore begeistert mit einem waghalsigen Pferderennen zu Ehren San Costantinos. Im August findet in Valledoria die Fosilien- und Mineralienbörse statt. Am Vorabend des "ferragosto" kann man am 14.08. dem Umzug der "Candelieri", einer Prozession zu Ehren Maria Himmelfahrt, beiwohnen.
Während im Frühjahr und im Herbst viele Ortschaften Ihre Schutzheiligen mit farbenfrohen, typisch sardischen Volksfesten huldigen werden in den Sommermonaten zahlreiche Veranstaltungen verschiedener Art dargeboten.
Das Angebot reicht von Folkoloreumzügen, über Pop- und Klassikkonzerte, Modeschauen, Theaterdarbietungen, Kunstausstellungen, sportlichen Wettkämpfen bis zu Karnevalsumzügen… Valledoria veranstaltet zum Beispiel traditionell Ende Juli einen Folkloreumzug, eine Mineralienausstellung und im August 2003 die Vorentscheidung zur Wahl der Miss Italia und ein großes Beach-Golfturnier.
Herbst und Winter: Die "zweite" Jahreshälfte wird eingeläutet mit einer Reihe zahlreicher, romantischer Dorffeste.
Zum Herbstanfang kehrt in Valledoria wieder ein wenig Ruhe ein. Auf den großen goldgelben Sanddünen nimmt man die Spuren des Sommers nicht mehr wahr: keine Fußabdrücke außer den unseren und mancher Schildkröten und Möwen zeigen sich auf den ausgedehnten Stränden. Die natur mit all ihren Früchten rückt nun in den Mittelpunkt des Interesses: Pilze, Trauben, Honigmelonen, Kaktusfeigen, Tomaten und Auberginen.... gestalten von nun an so manchen Speiseplan der traditionellen Restaurants.
Nirgends lässt sich Sardinien mit seiner einzigartigen Natur oder Kunstschätze besser erkunden als auf ausgedehnten Wanderungen. Nicht zu vergessen sind die noch angenehm hohen Tages- und Wassertemperaturen. Bis Ende Oktober/Mitte November kann man ohne Probleme Badeaufenthalte miteinplanen.